
Netflix verstümmelt klassische Bücher |
Im Westen nur Müll!
Es gibt gute und schlechte Literaturverfilmungen. Und da ist „Nothing New in the West“ von Regisseur Edward Berger (52). Seine Version des Klassikers von Erich Maria Remarque (†72) ist eine bodenlose Zumutung.
Es braucht viel Ignoranz, Respektlosigkeit und Oscar-Lust, um das Meisterwerk so, ja, inhaltlich und storytechnisch gnadenlos zu pulverisieren!
Schockiert von der ersten Verfilmung von 1930 wie auch der Adaption von 1979 im Sinne von Remarque von der ungeheuerlichen Banalität des Tötens, ist in der Netflix-Produktion nur die Banalität blieb.
Fehlbesetzung 1: Albrecht Schuch (rechts) als Stanislaus „Kat“ Katczinsky
Das Remake schreit in jeder Minute, jeder Szene, in jedem Satz nach dem Oscar. Ohne Rücksicht auf Verluste. Dass Sie als Regisseur und Drehbuchautor das Recht haben, Szenen und Abläufe aus dramaturgischen Gründen zu modifizieren – kostenlos.
Aber Berger verwandelte den Schrecken eines Krieges mit mehr als neun Millionen toten Soldaten in Schüsse, vegetarische Groschen eines abscheulichen, fleischigen Gemetzels. Sie müssen es zuerst tun!
Die Charaktere der Protagonisten Paul Bäumer (Felix Kammerer, 27), Albert Kropp (Aaron Hilmer, 23), Frantz Müller (Moritz Klaus, 23) und Ludwig Behm (Adrian Grünewald, 23) sind so konturlos und charakterlos gezeichnet, dass es sich um ein As handelt Im Laufe des Films wird es immer schwieriger, die Köpfe zu unterscheiden.
Täuschung 2: Daniel Brühl (rechts) als Matthias Erzberger
Apropos Filmdauer: Selten habe ich das Ende eines Films und den erlösenden Schutzschlaf so sehr herbeigesehnt. Daran mag auch der teilweise schlechte Ton schuld sein: Gemurmel und dilettantisches Gemurmel, als hätte Til Schweiger eine Logopädie angelegt.
Singlebetteln und Betteln um den Oscar. Um sich so klein zu machen, dürfen natürlich große Namen nicht fehlen – wie Fehlbesetzungen. Über alles Daniel Brühl (44) als Friedensstifter Matthias Erzberger.
Brühls hervorragende schauspielerische Fähigkeiten sind unbestritten, aber: Ein angeklebter Bart macht aus einem Jungen noch keinen Charakterkopf. falsche Darstellung! Das gilt leider auch für Albrecht Schuch (37) als „Kat“.
Fazit: keine psychologische Grundlage, keine morbiden und poetischen Nuancen. nur Müll! Netflix, das war nichts!
Dieser Artikel stammt von BILD am SONNTAG. Das ePaper der gesamten Ausgabe ist verfügbar hier.