
Netflix will die kostenlose Buchhaltung einschränken. Der amerikanische Streamingdienst bestätigt in seinem aktuellen Quartalsbericht noch einmal, dass Accounts außerhalb des eigenen Haushalts künftig nur noch gegen eine zusätzliche Gebühr erlaubt sein werden. In Lateinamerika macht Netflix das seit Monaten, ab dem ersten Quartal 2023 soll die Taktik “breiter” umgesetzt werden, schreibt Netflix in dem Bericht.
Wo und wann Account Sharing auch außerhalb Lateinamerikas eingeschränkt wird, verrät der aktuelle Quartalsbericht nicht. Im Gespräch mit Investoren sagte CEO Greg Peters, das Unternehmen sei bereit, mit der Umsetzung der Änderungen in diesem Quartal zu beginnen. In verschiedenen Ländern will man jedoch schwanken. “Es wird alles in den nächsten Quartalen passieren”, sagte Peters.
Netflix wartet auf „Cancel Response“
Allerdings geht Netflix auf Bedenken potenzieller Anleger ein, dass ein hartes Durchgreifen bei gemeinsamen Konten zu einer Kündigungswelle führen könnte. Die Tests in Lateinamerika hätten gezeigt, dass mit einer solchen „Abbruchreaktion“ eigentlich zu rechnen sei, schreibt Netflix.
Es wird jedoch weiterhin mit einer Umsatzsteigerung gerechnet, da ehemalige Mitnutzer ihre eigenen Abonnements endgültig beenden. In Lateinamerika sei ein solches Muster bereits zu beobachten – Anleger sollten sich von zunächst negativen Nachrichten nicht beunruhigen lassen, argumentiert der Streamingdienst.
100 Millionen blinde Netflix-Passagiere
Laut Netflix zahlen mehr als 100 Millionen Haushalte nicht für Netflix, weil sie Konten mit anderen Haushalten teilen. Insgesamt hatte Netflix zum Jahresende 231 Millionen zahlende Nutzer. Das Marktforschungsunternehmen Magid schätzt, dass ein Drittel aller Abonnenten ihre Konten außerhalb des eigenen Haushalts teilen. Ein Haushalt ist für Netflix ein gemeinsamer Wohnort – lebt man nicht zusammen, kann man seinen Account offiziell nicht teilen.
„Die Tatsache, dass die gemeinsame Nutzung von Konten so weit verbreitet ist, untergräbt unsere Fähigkeit, langfristig in Netflix zu investieren und es zu verbessern“, sagte der Streaming-Dienst in einer Erklärung. Es ist bekannt, dass das Ende der Abonnementfreigabe für viele Benutzer eine wichtige Änderung darstellt, daher wurden mehrere praktische Funktionen entwickelt. Damit meint Netflix zum Beispiel die Möglichkeit, Kontodaten zu extrahieren und eingeloggte Geräte besser zu verwalten.
Zusätzliche Konten gegen Aufpreis
Zwar soll es in “vielen Ländern” möglich sein, Menschen außerhalb der eigenen Wohnung gegen Aufpreis zu versorgen. Netflix hat dies bereits in Lateinamerika versucht. Dort kosteten Konten außerhalb des eigenen Haushalts früher umgerechnet wenige Euro pro Monat und Person – im Vergleich zu zwei getrennten Abos die günstigere Variante.
Netflix betont auch, dass Sie auf Reisen problemlos sowohl auf Ihrem Handy als auch auf Ihrem Fernseher streamen können. Tatsächlich muss Netflix bestimmen, wo und auf welchen Geräten es streamt, um die angekündigten Änderungen tatsächlich umzusetzen. Grundsätzlich lässt sich Netflix also künftig nur noch auf Fernsehern in den eigenen vier Wänden nutzen. Aber es sollte einen Ort zum Reisen geben. Bewährt hat sich zum Beispiel, dass man Netflix einmal im Jahr und an einem Ort außerhalb der eigenen Wohnung zwei Wochen lang im Fernsehen schauen kann. Wie diese Regelungen und Ausnahmen letztlich umgesetzt werden, ist noch offen.
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Reed Hastings tritt als CEO von Netflix zurück
Bei der Bekanntgabe der Quartalsergebnisse gab Netflix auch bekannt, dass Reed Hastings als Co-CEO zurücktreten wird. Der 62-Jährige leitete Netflix 25 Jahre lang. In dieser Zeit wuchs das Unternehmen vom DVD-Versandhändler zum Streaming-Pionier. Hastings will im Vorstand aktiv bleiben.
Netflix wird auch in Zukunft von einer Doppelspitze geführt. Neben Ted Sarandos, der 2020 zum Co-CEO befördert wurde, wird nun auch der ehemalige COO Greg Peters als CEO fungieren. Netflix hat die Gründe für den Führungswechsel nicht veröffentlicht. Hastings schrieb auf Twitter, dass er Vertrauen in die Führung des neuen CEO-Paares habe und stolz darauf sei, noch viele Jahre als CEO zu fungieren.
Netflix verdiente im vierten Quartal 2022 7,9 Milliarden US-Dollar, ein Plus von 1,9 Prozent gegenüber dem gleichen Zeitraum im Jahr 2021. Für das Gesamtjahr 2022 verdiente Netflix 31,6 Milliarden US-Dollar, ein Plus von 6,5 Prozent. Davon blieben 5,6 Milliarden US-Dollar Betriebsgewinn übrig.
(dann)