
Von Hildburg Bruns
Arbeit geht vor. So startete Franziska Giffey (44, SPD) kurz vor Weihnachten 2021 im Roten Rathaus. Ein Jahr später hatte sie zwei Ölgemälde (1,80 x 4,80 m) in ihrem Büro hängen. Nur noch zwei Monate vor der Neuwahl (12. Februar).
„Ich kämpfe dafür, dass diese Bilder noch lange hier hängen“, sagt Giffey resolut. Eine Variation ihrer anderen Kriegserklärung: “Ich bin gekommen, um zu bleiben.” Schließlich liegt sie laut letzter Umfrage vor den Grünen und gleichauf mit der CDU.

Der Maler Christopher Lehmpfuhl benötigte für diese Bilder nur fünf Stunden. Franziska Giffey besuchte ihn auf dem Dach des Roten Rathauses Foto: privat
Als Outdoor-Maler Christopher Lehmpfuhl (50) in diesem Sommer das Rote Rathaus erklomm, um mit bloßen Händen dickflüssige Ölfarben auf die Leinwand aufzutragen, war von einer erneuten Abstimmung noch keine Rede. Giffey entdeckte seine Arbeit beim Unternehmer Eric Schweitzer (57, Alba). Genau der Berliner Maler, nach dem sie lange gesucht hatte.

Hinter Giffeys Schreibtisch hängt das Detail des Rathauses, des Palastes und der Kathedrale Foto: Christian Lohse
„Wenn die Leute mit mir auf der Couch sitzen, sollen sie das Gefühl haben, in Berlin zu sein“, sagt der Landeshauptmann. Und: „Da man nicht immer die Zeit hat, gemeinsam auf den Turm zu gehen, sind diese Ausblicke perfekt.“ Besonderes Augenmerk wurde auch auf gutes Wetter gelegt, um für eine positive Lichtstimmung zu sorgen.
Ein halbes Jahr musste die dick aufgetragene Farbe trocknen, bevor die Bilder überhaupt aufgehängt werden konnten. Und laut dem Maler dauert es unglaubliche 150 Jahre, bis die mächtigsten Gebiete wirklich austrocknen – solange das Rote Rathaus alt ist. Die beiden Bilder sind Leihgaben der Galerie Kornfeld, ein potentieller Nachfolger könnte sie kostenlos zurückgeben.

Weihnachtskarte 2022, gestaltet vom Maler Norbert Bisky Foto: Sven Darmer
Giffeys künstlerisches Talent zeigt sich auch in der Auswahl ihrer Weihnachtskarten. Letztes Jahr hat sie sich für ein Rathaus-Motiv des Illustrators Christoph Niemann (52) entschieden. In diesem Jahr verschickte sie 1.000 Karten mit einem Weihnachtsbaum sowie einem Mädchen und einem Jungen des bekannten zeitgenössischen Künstlers Norbert Bisky (52), der für das Werk 1.500 Euro erhielt. “Ich war sehr gerne bei den Kindern. Diese brüderliche Sorge. 30.000 Kinder sind dieses Jahr in Berlin geboren. Wir kümmern uns um sie.”
Übrigens: In seiner eigenen Residenz in Friedrichshain hing die Regierung Naturmotive von Jutta Votteler (63) und ein Schiffsmotiv mit echter Leinwand.