
Am Niederrhein bleibt die Drohung lebendig: „Seien Sie vorsichtig, sonst erhalten Sie den Segen des Klosters Kamp!“ oder: “Noch ein Wort und Sie erhalten sofort den Segen des Eckklosters!” – mit anderen Worten: Einer hinter dem Löffel… Auch der Theologe Peter Hahnen, der Leiter des geistlichen und kulturellen Zentrums des Klosters Kampos, hörte diesen Spruch in seiner Kindheit. Und er glaubt, wie die Rheinische Post sagte, dass der Spruch tatsächlich von der Art und Weise stammen könnte, wie die Zisterzienser der Abtei Camp ihre Miete einnahmen; nämlich verrückt.
Ist das der Ursprung? Ende des 13. Jahrhunderts soll der Papst in Rom auf Wunsch des Abtes von Kamp notfalls kirchliche Strafen gegen Säumige angeordnet haben. So einen Segen willst du nicht. Immerhin soll die Zisterne im heutigen Kamp-Lintfort bei Krefeld damals zu den wohlhabendsten gehört haben.
Vor genau 900 Jahren, im Jahr 1123 Am 31. Januar wurde Kampas vom Kölner Erzbischof Friedrich I. gegründet. Es war das erste Kloster des noch jungen Zisterzienserordens aus Frankreich im deutschsprachigen Raum. Und damit wandte sich der Kölner Erzbischof vom bis dahin bevorzugten Siegburger Reformzweig des Benediktinerordens ab.
Tausch und Erwerb brachten Reichtum
Von Morimond, einem der vier Schwesterklöster von Citeaux, machte sich ein Gründungsteam von zwölf Mönchen auf den Weg an den Niederrhein. Die Spezialität der Zisterzienser, wie auch später der deutschen Ostsiedlung, war die Rodung und Urbarmachung von unwegsamem Gelände. Allerdings war das dem neuen Kloster zugeteilte Territorium damals noch ein Sumpf.
Daher beschlossen die Mönche einige Jahrzehnte später, ihre Gebäude auf dem nahe gelegenen Kamper Berg zu errichten. Eine Zisterne auf einem Berg? Sehr ungewöhnlich. Ebenso ungewöhnlich: Während viele Zisterzienser in ganz Europa gegen ihren Willen durch religiöse Opfergaben, vor allem aber durch Handarbeit, Bodenverbesserung, Landwirtschaft und Fischerei reich wurden, geschah dies im Lager vor allem durch Tausch und Erwerb.
Aus Kloster Kamp gingen ein Dutzend direkte Tochterstiftungen hervor, darunter Volkenrode in Thüringen, Neuzelle bei Frankfurt/Oder und Marienkroon in den Niederlanden. In seiner Blütezeit gab es 60 Männer- und 24 Frauenklöster unter der direkten Aufsicht der Äbte von Kamp, von den Niederlanden bis Thüringen und Anhalt. Ende des 13. Jahrhunderts erstreckten sich die Klosterhöfe von Köln bis Utrecht. Aus dieser Blütezeit stammt auch die prächtige Kemper-Bibel, die heute der Stiftung Preußischer Kulturbesitz gehört.
Weniger erfolgreich waren die Mönche von Kampos mit ihrem Wein – nach den Ordensregeln musste jedes Kloster einen eigenen Weinberg haben. im Jahr 1483 in der Chronik steht kein gutes Haar auf dem Produkt, auch nicht in Reimform: „vinum campense non facit gaudia mense“, heißt es; Kamper Wein am Tisch macht keinen Spaß.
Jedenfalls stand das Kloster in dieser unruhigen Zeit bereits kurz vor dem Zusammenbruch. Streitigkeiten um Ländereien, Feindseligkeiten am Niederrhein und an der Maas und das Erdbeben von 1504. hinterließ tiefe Spuren in der Bausubstanz und dem Wohlstand des Gebäudes. Immer wieder wurden neue Gebäude abgerissen. Auch der mittelalterliche Bibliotheksfonds wurde 1463 bei einem Brand beschädigt.
In den 1580er Jahren schien die Geschichte des weitgehend zerstörten Klosters Kamp beendet zu sein; die Mönche wurden zwischen Neuss und Rheinberg aufgeteilt. Erst 1683, Jahrzehnte nach dem Dreißigjährigen Krieg, wurde die heutige Klosterkirche wieder aufgebaut; Im Herbst 1700 konnte die Gemeinde wieder einziehen. Schulden konnten schrittweise abgebaut und neue Waren angeschafft werden; der Beginn des letzten Booms.
Außer der Abteikirche sind nur noch zwei Gebäude des Klosters erhalten
Um 1740 Abt Franziskus Daniels baute nach damaliger Mode einen Terrassengarten, der noch heute bekannt ist; damals war es nur ein obst- und gemüsegarten, natürlich sehr schick und mit wasserspielen. Die Auflösung des Klosters während der Französischen Revolution markierte das Ende des zisterziensischen Lebens in Camp. Alles Eigentum wurde beschlagnahmt, die letzten 27 Mönche wurden zerstreut. Die Gebäude wurden zum Abriss verkauft.
Neben der Abteikirche, die bis 1954 war die Pfarrkirche, nur zwei Gebäude des ehemaligen Klosters sind erhalten: das ehemalige Krankenhaus, in dem die Karmelitergemeinde zuletzt von 1954 bis 2002 lebte, mit einem prächtigen Rokokosaal; sowie Reste der ehemaligen Prälatur aus dem 18. Jahrhundert. In den 1980er Jahren wurden die Gärten nach barocken Vorbildern umgestaltet. 2020 fand hier die Landesgartenschau Nordrhein-Westfalen statt.
in 2003 Das etablierte spirituelle und kulturelle Zentrum beherbergt Besinnungstage, Kunst- und Kulturveranstaltungen wie Kamper-Konzerte, Ausstellungen, Kammermusik, Lesungen oder Gourmetabende. Umsatz generieren das Klostercafé und der Klosterladen. Doch mit dem Segen des Klosters Kamp droht niemand mehr.