
Fernseher standen zunächst nicht auf der Tagesordnung. Als Spezialfabrik für Funkgeräte bezeichnete sich die Firma „Radiofrequent GmbH“, die am 22. Januar 1923 von den Brüdern David Ludwig und Siegmund Loewe in Berlin gegründet wurde. Seitdem hat sich nicht nur das Produktsortiment geändert, sondern auch der Verwaltungssitz. Loewe, heute im oberfränkischen Kronach ansässig, wird 100 Jahre alt.
Loewe ist trotz der derzeit eingetrübten Konsumstimmung in Deutschland zuversichtlich. Für das Jahr 2023 rechnet das Unternehmen mit einem Umsatzplus von 15 Prozent, wie Thomas Putz, Leiter Technik, der Deutschen Presse-Agentur sagte. Die Zuversicht basiert auf einer anhaltend hohen Nachfrage im Premiumsegment. Der Hersteller hochwertiger Fernseher und Soundsysteme rechnet laut Putz bereits für 2022 mit einer Umsatzsteigerung. Auch wenn diese nicht erreicht wurde, entwickelte sich Loewe besser als der Markt.
1931: Uraufführung bei der Rundfunksendung in Berlin
Die Entwicklung von Loewe selbst nimmt drei Jahre nach Gründung des Konzerns Fahrt auf: In Zusammenarbeit mit Manfred von Ardenne entsteht eines der weltweit ersten Radios mit integrierten Schaltkreisen. Auch auf der Funkausstellung in Berlin 1931 demonstrierte der Physiker die elektronische Fernsehübertragung: eine Premiere nicht nur für das Unternehmen, sondern für die ganze Welt.
Loewe Elektronik produziert für die Funktechnik der Bundeswehr
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 und während des Zweiten Weltkriegs veränderte sich das Unternehmen massiv. Die beiden Gründer flohen wegen ihrer jüdischen Wurzeln ins Ausland. 1939 stellte Loewe auf Kriegsproduktion um und übernahm Werke in Leipzig und Berlin. Statt Fernsehern wird nun Funkelektronik für die Bundeswehr produziert. Vor Kriegsende wird die Produktion nach Küps bei Kronach verlagert. 1946 zog das Unternehmen nach Kronach um.
In den folgenden vier Jahrzehnten etabliert sich Loewe immer weiter als Multimedia-Spezialist und entwickelt ständig neue Geräte. 1950 stellte Loewe seinen ersten Kassettenrecorder „Optaphon“ vor, zehn Jahre später den ersten europäischen Videorecorder und 1963 den ersten tragbaren Fernseher. Mit der Präsentation des ersten europäischen Stereo-Fernsehers im Jahr 1981 gelang Loewe eine weitere Premiere.
Loewe entwickelt seine Fernsehgeräte kontinuierlich weiter. 1998 stellte das Unternehmen einen Fernseher mit Internetzugang und sein erstes Flachbildschirm-Modell „Spheros“ vor. Ein Jahr später geht Loewe schließlich an die Börse. 2004 geriet der Konzern in finanzielle Schwierigkeiten – die Konkurrenz aus Asien ist einer der Hauptgründe. Die Folge: Das japanische Unternehmen Sharp übernahm zehn Prozent von Loewe.
Loewe stolpert finanziell weiter – Neustart 2019
Auch in den Folgejahren kämpfte Loewe mit finanziellen Schwierigkeiten: Der Umsatz ging zurück, die Verluste nahmen zu. Das bayerische Wirtschaftsministerium hat 2013 unter Auflagen zugesagt, Loewe mit einer Staatsbürgschaft zu unterstützen. Ein Jahr später wird der Großteil des Geschäfts an eine eigens gegründete Investorengruppe verkauft. Kronach wird zum Standort degradiert, der Firmensitz wird nach München verlegt.
2019 beginnt ein Neuanfang mit einem ausländischen Investor. Rund 200 Menschen arbeiten wieder bei Loewe, rund 160 davon in Kronach. Das Unternehmen konzentriert sich weiterhin auf das Premium-Segment und möchte dort eine neue Display-Fertigung für Luxus-TVs errichten.
Die aktuelle Lage ist stabil – Umsatz 2021: 57,6 Millionen Euro
Die aktuelle wirtschaftliche Lage des Unternehmens sei stabil, sagt Technikchef Thomas Putz. Loewe hat zuletzt ein neutrales Ergebnis erzielt, worüber wir sehr zufrieden sind. Konkrete Geschäftszahlen für 2022 nannte Loewe nicht. Im Geschäftsjahr 2021 machte der fränkische TV-Hersteller einen Umsatz von 57,6 Millionen Euro und einen Gewinn von rund 244.000 Euro. Laut Putz erwirtschaftet Loewe seinen Umsatz zu etwa gleichen Teilen in Deutschland und im Rest der Welt.